Shakira

16.05.2011 20:05

Wenn Shakira Isabel Mebarak Ripoll davon spricht, dass sie Rockmusik macht oder mag, dann ist das immer ein wenig irreführend für mitteleuropäische Ohren. Das macht aber nichts, schließlich gilt Jon Bon Jovimitunter als Hardrocker. Shakira ist lange, bevor sie in Deutschland in den Hitparaden zum Star wird, in Mittel-, Südamerika und Spanien berühmt, sie ist ein lang- wie dunkelhaariger Teeniestar des Latinrock, ihr eigenwilliger Tanzstil, bei dem sie komisch mit Hintern und Oberkörper wackelt, der irgendwie orientalisch anmutet, ist Essenz all dessen, was sie in langjähriger Fernseh- und Bühnenerfahrung vor einer wachsender Anzahl begeisterter Fans erprobt.

 

 

Ihre Karriere lässt sich in mehrere entscheidende Etappen unterteilen. Nicht nur den eigenwilligen Tanzstil, sondern, und das ist wesentlich wichtiger, ihr eigenwilliges Songwriting bringt sie sich nach vielfach beglaubigter Überlieferung selbst bei und erprobt beides im familiären Kreis, bevor sie sich zuerst zu einem nationalen Star Kolumbiens mausert, und bald in der spanischsprachigen Welt zu einer umjubelten Künstlerin wird. Da ihr die spanischsprachige Welt nicht genug ist, bringt sie ihre Arbeiten in englischer Sprache heraus, räumt auf der halben Welt ab – und setzt ihr musikalisches Wirken in einer bisher letzten Phase überwiegend in spanischer Sprache fort, ohne dabei in einer relevanten Größe Hörer und Verehrer einzubüßen.

 

Shakira singt von der Liebe – und durchaus auch von den Schattenseiten. Ihr Image ist bereits komplett, makellos und durchgestylt, als sie in den deutschen Charts landet; dabei ist die Künstlerin noch blutjung. Wer sich über die Dame wundert, die sich in ihren Videos so lasziv durch irgendwas Schmieriges räkelt, als müsse man sie kennen, hat schlicht den Schuss nicht gehört. Das ist allerdings logisch, schließlich fällt der Schuss in einem Land, für das das Außenministerium der Bundesrepublik Deutschland eine eindringliche Überlandreisewarnung herausgibt und das nicht gerade aufgrund seiner popkulturellen Exportgüter bekannt ist.

 

Shakira kommt am 2. Februar 1977 in der kolumbianischen Industrie- und Hafenmetropole Baranquilla zur Welt. Kennt keiner? Hat nur 1,4 Millionen Einwohner. Der Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez, der einige Zeit seiner Kindheit in der Stadt verbringt, soll einmal in allerhöchsten Tönen von der Musikerin geschwärmt haben. Shakiras Wurzeln sind so vielfältig, wie es sich in einer anständigen Welt gehört. Der Vater, gebürtiger US-Amerikaner mit Wurzeln im nahen Osten und die Mutter, Kolumbianerin, von denen, deren Ahnen sich bis nach Spanien zurückverfolgen lassen, geben der Tochter mit „Shakira“ einen arabischen Namen.

 

Mit acht Jahren soll das Mädchen bereits erste eigene Songs zum Besten gegeben haben, sie ist gerade 13 Jahre alt, da gibt sie ihr erstes Album heraus. Ein Familienangehöriger kennt jemanden, der kennt einen, der bei Sony arbeitet, sie singt ihm einige Madonna-Hits vor, er gibt ihr einen Vertrag.

 

„Magia“ erscheint 1991 in Kolumbien, wird lediglich 1200 Mal verkauft und ist heute ein begehrtes Sammlerobjekt. Immerhin sechs der neun Stücke stammen aus der Feder der jungen Künstlerin. Shakira und Sony bleiben am Ball, 1993 wird das Album „Peligro“ veröffentlicht. Auch „Peligro“ verkauft sich nicht gerade berauschend, wenn auch besser als das Debüt. Im selben Jahr erreicht sie mit dem Titel „Eres“ bei einem chilenischen Nachwuchswettbewerb den dritten Platz. Sie beendet die High School.

 

Ihren ersten Hit hat Shakira in Kolumbien mit dem Lied „¿Dónde Estás Corazón?“ der 1994 auf einem Sampler mit dem Titel „Nuestro Rock“ veröffentlicht wird. 1995 schafft die Sängerin ihren Durchbruch mit dem dritten Album „Pies Dessalzos“– ein Produkt, dass in Spanien noch im neuen Jahrtausend herumgereicht wird. Vier Millionen Verkäufe sind ein anständiger Beginn, selbst in Deutschland landet „Pies Dessalzos“ weit unten in den Top-100.

 

In der restlichen Welt noch ein Geheimtipp, ist sie in ihrem Heimatland ein Star. Schnell soll sie über die Grenzen hinaus bekannt gemacht werden, der nächste Schritt ist ein Remix-Album, das 1997 herausgegeben wird, und auch Stücke in portugiesischer Sprache enthält. Ihren ersten großen kommerziellen Erfolg legt sie zu einem Teil in ihrer eigenen Stiftung an, die sie ebenfalls 1997 gründet.Fundación Pies Descalzos setzt sich für Not leidende Kinder in Kolumbien ein.

 

 

Shakira - ¿Dónde Están los Ladrones?

 

 

Das nächste Album ist ein gewaltiges Projekt. Emilio Estefan, der Mann von Gloria, übernimmt einen Großteil der Produktion, die Texte muss die Sängerin zweifach anfertigen, da ihr das Rohmaterial in Bogotá geklaut wird. Shakira mischt mutig Pop-, Latin- und Rockelemente, baut auf die Vielfalt, die sie selbst auszeichnet – und hat ihren eigentlichen Durchbruch hierzulande mit der Single „Ojos Asi“, die häufig auf MTV gespielt wird. Gloria Estefan übersetzt den Titel für sie ins Englische, es ist die Initialzündung zu einer weiteren, der englischsprachigen Karriere. „¿Dónde Están los Ladrones?“ verkauft sich über sieben Millionen Mal, viele Verehrer der Sängerin sehen keinen Grund, der sie zu einem Sprachenwechsel zwingt. Den gibt es auch nicht. Sie macht es einfach. Zunächst jedoch liegt eine umfangreiche panamerikanische Tournee an; und MTV produziert mit Shakira eine der Unplugged-Konzerte. Hierfür erhält sie ihren ersten Grammy; in der Kategorie „Best Latin Pop Album“.

 

 

Shakira - Laundry Services

 

 

Shakira ist jetzt blond. Es sind vornehmlich spanische Lieder, die ins Englische für das Album übersetzt wird; das spanische Pendant, Original oder wie man auch immer will, ist „Servicio de Lavandería“ und erscheint wie die englische Variante „Laundry Services“ 2001. Bestückt mit Hits wie „Suerte“ bzw. „Whenever, Wherever“ und „Underneath Your Clothes“ verkauft sich das Ding über 14 Millionen Mal. Shakira singt von Kakerlaken, Kiffern und der Liebe und hat einen sagenhaften Erfolg damit. Tapfer scheint sie zu ertragen, ständig mit den ganzen Knalltüten aus den Staaten verglichen zu werden.

 

Von November 2002 bis Mai 2003 unternimmt sie ihre „Tour Of Mongoose“, während der sie auch vier Mal in Deutschland auftritt. Für das nächste Album lässt sie sich Zeit. Der Produzent Rick Rubin, der alte Tausendsassa, ist diesmal mit im Boot. Das Album „Fijación Oral“ von 2005 erscheint zunächst in Europa. Ihren Hauptabsatzmarkt hat Shakira bereits seit Ende der 90er in den USA. Hier verkauft sie knapp ein Fünftel der weltweit abgesetzten Exemplare. Für die erste Single „La Tortura“ hat sie den Liedermacher Alejandro Sanz aus Madrid an ihrer Seite. Auf Englisch erscheint „Oral Fixation“ im selben Jahr.

 

Die Kooperationen nehmen zu. Auf Sanz folgt Wyclef Jean, später Beyoncé Kowles. Ebenso verhält es sich mit der Bedeutung der Künstlerin als Teilnehmerin an Charity-Events, Großveranstaltungen und Ähnlichem – und natürlich mit der Bedeutung Shakiras für den Musikmarkt. Die Absatzzahlen liegen nicht mehr so hoch wie noch einige Jahre zuvor, die sind jedoch insgesamt in die Knie gegangen. Der Status von Shakira ist so hoch wie nie zuvor. 2006 beginnt die nächste Welttournee, das Konzert auf dem Zócalo in Mexiko-Stadt wird von schlappen 200000 Menschen besucht. Ohnehin hat die Sängerin in Mexiko viele ihrer heißesten Verehrer.