Schade Lena ;(

16.05.2011 18:18

 Lenas und Stefan Raabs Versuch einer Titelverteidigung ist gescheitert. Den Sieg holten Ell und Nikki nach Aserbaidschan.

Düsseldorf (dani) - 9,1 Millionen Einwohner teilen sich 86.600 Quadratkilometer zwischen Kaukasus und dem Kaspischen Meer. Knapp 2,1 davon leben in der Hauptstadt Baku - die der Austragungsort des nächsten Eurovision Songcontest sein wird: Das Duo Ell und Nikkigewann am Samstagabend in Düsseldorf. 221 Punkte sammelte ihr Siegertitel "Running Scared" und beförderte Aserbaidschan vor Italien und Schweden auf den ersten Platz. Für Lena, "Taken By A Stranger" und ihr Spermienballett war lediglich Rang zehn drin.

 

Grandprix-Soße der klassischen Sorte

Der gewohnt bissige Audio-Kommentar des großartigen Peter Urbanverlieh der langatmigen Veranstaltung einen Hauch von Würze. Anke Engelke und Stefan Raab agierten dagegen nicht viel weniger hölzern und sparwitzig als die ohnehin stets stocksteife Kollegin Judith Rakers. Immerhin: Ablauf, Technik und - diesmal - auch der Sound der Veranstaltung funktionierten anstandslos. Improvisationstalent war nirgends gefragt.

Wiederholung der Wiederholung

Bis zur in diesem Jahr verblüffend un-nachvollziehbaren Punktevergabe langweilte der Eurovision Songcontest aber kolossal. Mit den Beiträgen der fix gesetzten "Big Four", allen voran Lenas "Taken By A Stranger", wurde der Grandprix-Fan im Vorfeld ohnehin bereits bis zum Erbrechen zugeballert. Nachdem sogar die zwischen den Auftritten eingespielten "elektronischen Postkarten" dieselben blieben, verkam das "große Finale" vollends zu einer öden Wiederholung zu allem Überfluss in mehreren Schnelldurchläufen.

Pausenclown Jan Delay

Erst Pausenclown Jan Delay brachte einen Hauch von frischen Wind ins ausgezuzzelte Geschehen - und das, obwohl seine Originalität (seiner schleichenden Lindenbergisierung zum Trotz) kein Stück an das Pausenprogramm der Halbfinal-Shows, die Trommlertruppe Cold Steelund die zu klassischen Klängen breakenden Flying Steps, heran reichte.

Wieso Schweden? Wieso??

Spannung kam bei der Punkteverteilung auf. Obwohl gleich die erste Höchstwertung - aus Russland nämlich - nach Aserbaidschan ging, zeichnete sich - anders als in den Vorjahren - lange kein Gewinner ab. Völlig unverständlicherweise lag zwischenzeitlich der schauderhafte schwedische Beitrag von Eric Saade leicht vorne. Von einem Erdrutsch-Sieg, wie in Lordi, Alexander Rybak oder - im letzten Jahr - Lena hingelegt hatten: keine Spur. Die Spitzenreiter wechselten ständig.

Prognosen für die Tonne

Einzig klare Tendenz: Die Prognosen von Google, den britischen Buchmachern und ... ähem, ja ... laut.de konnte man grußlos in die Tonne treten. Lena läpperte sich letzten Endes zwar auf Platz zehn, fand aber praktisch nicht statt. Die hoch gehandelten Iren Jedwardkackten auf Platz acht ab. Immerhin nicht ganz so schlimm wie der ebenfalls hoch gehandelte Finne Paradise Oskar mit seinem Friedensliedchen (Platz 21) oder die laut.de-Favoritin Getter Jaani aus Estland (vorletzter Platz).

Auf gute Nachbarschaft!

Nachbarn schanzten sich in gewohnter Manier gegenseitig die Punkte zu. Insbesondere bei den Staaten des ehemaligen Jugoslawien fragte man sich schon das eine oder andere Mal, wie es eigentlich zu einem jahrelang wütenden Bürgerkrieg kommen konnte, wo man sich gegenseitig offenbar doch gar so lieb hat. Der Witzelpreis des Abends geht an den slowenischen Punkte-Verleser, der Anke Engelke entgegen-freestylte: "Wadde hadde idde da? The results from Slo-we-ni-a." Danke für einen der raren Lacher. Vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen - in Baku.

Doch kein Wettbewerb ohne End-Resultat. Bitteschön: